Kronacher Pädagogen zogen kreativen Nutzen aus pandemischer Krise

08. April 2022 : Das bayerische Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung prämierte bayernweit besonders kreative Lösungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Das berufliche Schulzentrum Kronach wurde dabei mit einem Preisgeld über 1000 € als eine von zwei Berufsschulen in Oberfranken ausgezeichnet.

Begriffe wie Online-Unterricht und Distanzlernen prägten in den letzten beiden Jahren den Alltag an bayerischen Schulen. Es war nicht nur für Eltern sowie Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung, auch Lehrerinnen und Lehrer setzten mit kreativen Lösungen neue Akzente. Das bayerische Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung prämierte bayernweit besonders kreative Lösungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Das berufliche Schulzentrum Kronach wurde dabei mit einem Preisgeld über 1000 € als eine von zwei Berufsschulen in Oberfranken ausgezeichnet.

Während der Phase des ersten Lockdowns stellten sich Studienrat Thomas Böhm und Studienrat Florian Brückner von der Kronacher Berufsschule die Frage, wie sich die Schülerinnen und Schüler trotz Schulschließungen auf die anstehenden Kammerprüfungen der „Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik“ vorbereiten können. Die Antwort fanden sie in einem personalisierten E-Learning-Angebot. Beide Lehrkräfte digitalisierten zentrale Prüfungsschwerpunkte, drehten Lernvideos, schrieben textgebundene Lernformate und erstellten Online-Tests mit personengebundener Rückmeldung. Am Ende wurden alle Inhalte über eine externe E-Learning Software zusammengeführt und in einem praxisnahen Kontext gebracht.

„Die Besonderheit ist die nichtlineare Struktur des Lernangebotes. Die Lernenden können selbst entscheiden, welchen Lernpfaden sie folgen“, so Brückner. Die Menüoberfläche ist in etwa vergleichbar mit der eines Computer-Spiels. „Durch zielgerichtete Audiokommentare werden die Schülerinnen und Schüler angeleitet und durch das Programm geführt“ ergänzt Thomas Böhm. Sie können sich das Wissen fachsystematisch (klare Struktur der Themengebiete) oder anhand einer praxisnahen Lernsituation aneignen. Auch Schulleiter Rudolf Schirmer hebt das besondere Potential des innovativen Lernkonzepts hervor: „Das E-Learning-Angebot ermöglicht den Lernenden eine personalisierte Prüfungsvorbereitung, unabhängig von Raum und Zeit“.

 Das berufliche Schulzentrum Kronach hat mit weiteren Anstrengungen wie dieser dazu beigetragen, die Auswirkungen der Pandemie so gut wie möglich für ihre Schülerinnen und Schüler abzufedern. „Diese Anstrengungen kanalisierten sich in der Bewerbung für den Schulversuch ‚PerLen 4.0‘, welcher sich mit dem personalisierten Lernen beschäftigt und wie die Prüfungsvorbereitung beispielsweise die Einbindung digitaler Tools in den Präsenz- und Distanzunterricht zum Ziele hat, um den Schülerinnen und Schülern ein individuelles Lernangebot anbieten zu können“ so Projektkoordinator Florian Neder.

Ein weiteres Projekt, was dies unterstreicht, ist die Kooperation mit der Hochschule Hof, bei der ein Lern-Angebot im Bereich Virtual-Reality entstanden ist. „Die Berufsschule Kronach liefert hierbei den notwendigen fachlichen Input, um ein möglichst praxisnahes Szenario darstellen zu können. Die Hochschule Hof übernimmt dies in die Programmierung des virtuellen Raums“ so Brückner. In diesem Projekt wird der Technik-Raum des Kreiskulturraums Kronach abgebildet und für die Schülerinnen und Schüler das Austauschen einer Hauptsicherung simuliert. Dies wird in der Praxis unter Spannung durchgeführt, weswegen es aus Sicherheitsgründen in der Schule nur spannungslos vollzogen werden kann. „Der virtuelle Raum soll den Schülern die Möglichkeit geben, den Prozess so nah wie möglich an der Realität nachzuempfinden“, so Böhm. So gibt es in diesem Szenario die Möglichkeit, den entstehenden Lichtbogen visuell darzustellen und über Vibration haptisch nachzuempfinden.

Landrat Klaus Löffler war bei der Übergabe des Preises vom Engagement aller Beteiligten sehr beeindruckt. An der Kronacher Berufsschule habe man einen wertvollen Instrumentenkasten entwickelt, um den Auszubildenden die Basis für ein individuelles, digitales Lernen zu ermöglichen. Von den Voraussetzungen her sei man nun bestens vorbereitet. Weiter formulierte Löffler: „Solche Innovationen sind ein Bündnis für die Zukunft, die vor allem der beruflichen Bildung unserer Auszubildenden aber auch den Ausbildungsbetrieben zugutekommen.“

Er freue sich, dass die Kronacher Berufsschule eine besondere Anerkennung für das eingereichte Good-Practice-Beispiel „Digitale und personalisierte Vorbereitung auf die Gesellenprüfung im Elektrobereich“ zur Bewältigung der Corona-Beeinträchtigungen bekommen habe. Dieses Pilotprojekt samt Auszeichnung belege, dass der Slogan „Unser Landkreis Kronach – Oberfrankens Spitze“ nicht nur ein geografisches Factum beschreibe, sondern sich auch im übertragenen Sinne immer wieder aufs Neue bestätige.

Den Startschuss für die Einbindung in den laufenden Unterrichtsbetrieb wird Landrat Klaus Löffler am 6. Mai 2022 geben.

Stimmen zum E-Learning-Angebot

>> Solche innovativen Lernformate sollten auch nach der Pandemie weiter ausgestaltet werden. (Volker Grempel, Innungsobermeister Elektro-Handwerk Coburg)

>> Das ausgearbeitete Projekt ist ein hervorragendes Angebot für Lehrlinge, um Wissenslücken zu schließen. (Detlef Weißmann, Innungsobermeister Elektro-Handwerk Kulmbach-Kronach)

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild. Wir arbeiten daran und bitten um Ihr Verständnis.
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Landrat Klaus Löffler (zweiter von rechts) überreichte die Urkunde zur Auszeichnung an die Berufsschule Kronach. Diese nahmen (von rechts) Florian Neder, Florian Brückner und Schulleiter Rudolf Schirmer dankend entgegen.