Von den Siedlungsanfängen bis in die Gegenwart

Grundzüge und Stationen der geschichtlichen Entwicklung

Funde aus der Stein- und Bronzezeit weisen auf frühe Anfänge menschlicher Besiedlung im Kronacher Land hin. Unter den entdeckten Steinzeitplätzen verdient ein Fundort östlich von Küps sondere Beachtung. Dort befanden sich vor rund 7500 Jahren eine bandkeramische Siedlung und somit die nach bisherigem Kenntnisstand ältesten Häuser im heutigen Landkreisgebiet.

undefined Das Modell eines bandkeramischen Langhauses, wie es vor 7500 Jahren im Raum Küps gestanden hatte, wurde bei der archäologischen Ausstellung "Faszination Geschichte" auf der Kronacher Festung gezeigt.


Als eine der ältesten Steinburgen Europas nördlich der Alpen gilt die an der Nordwestgrenze der Gemarkung Gehülz gelegene Heunischenburg. So heißt die Abschnittsbefestigung eines Lagers, von dem aus in der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (9. Jahrhundert v. Chr.) eine vorbeiführende Zinnhandelsstraße überwacht wurde. Ihre eindrucksvolle Steinmauer und ihre komplizierte Toranlage machen die Heunischenburg, die 1983 bis 1987 in Landkreisträgerschaft archäologisch erforscht und 1986/2000 teilweise rekonstruiert wurde, zu einer der qualitätsvollsten Wehranlagen der ausgehenden Bronzezeit in Mitteleuropa.

Als prähistorische Befestigungsanlage einzigartig in Mitteleuropa: die Heunischenburg zwischen Gehülz und Burgstall.
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In den eher siedlungsfeindlichen Waldgebieten entstanden ab dem Frühmittelalter inselartige Flecken von Kulturland, die nach und nach erweitert wurden. Als “Urbs Crana” trat Kronach im Jahre 1003 aus dem Dunkel der Geschichte. Das Bistum Bamberg erhielt Kronach und sein Umland 1122 von Kaiser Heinrich V. geschenkt und übte hier bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts landesherrliche Rechte aus. Als nordöstliches Bollwerk des Hochstiftes hatte die Stadt mit ihrer Burg auf dem Rosenberg eine herausragende Schutzfunktion. Wenn auch manche Orte des heutigen Landkreises bereits vor dem 14. Jahrhundert genannt sind, so verdanken doch etliche ihre urkundliche Ersterwähnung einem Hochstiftsurbar von 1323/28.

undefined Nicht fehlen darf die Festung Rosenberg auf dieser Sonderbriefmarke, die 2003 zum 1000jährigen Jubiläum der Ersterwähnung von Kronach herausgegeben wurde.


Neben Kronach ist als weiterer Herrschaftsschwerpunkt Teuschnitz zu nennen, das 1187 bis 1388 im Eigentum des Zisterzienserklosters Langheim stand und danach lange Zeit Sitz eines bambergischen Oberamtes war. Die Oberämter Kronach und Teuschnitz des bischöflichen Fürstentums – einschließlich ihrer Unterämter Nordhalben und Wallenfels – umfassten wesentliche Bereiche des heutigen Landkreisgebiets südlich des Rennsteigs. Nördlich davon, im noch heute thüringisch geprägten Teil des Landkreises, grenzten vom 12. bis 15. Jahrhundert die Grafen von Orlamünde mit Herrschaft und Burg Lauenstein an. Im 16. Jahrhundert wurden die Herren von Thüna und nach ihnen die Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth Besitznachfolger in Lauenstein. Die Burg war im frühen 20. Jahrhundert Treffpunkt namhafter Vertreter der deutschen Kunst und Kultur. Zum “Lauensteiner Kreis” gesellten sich Gäste wie Joachim Ringelnatz oder Theodor Heuß.

Burg Lauenstein ist fränkisch-thüringische Grenzwarte und nördlichste Burg Bayerns.
Die Bezeichnung Mantelburg, die dieses
Kleinod trägt, weist hin auf seine ehemalige Funktion als Schutz gewährendes Gebäude.

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Im gleichen Atemzug mit der Kronacher Festung Rosenberg und der Burg Lauenstein ist das Wasserschloss Mitwitz zu nennen, um den “Burgendreiklang” zu vervollkommnen, der stellvertretend für die reichhaltige Denkmallandschaft des Landkreises steht. Von 1575 bis 1922 war das Wasserschloss im Besitz der Freiherren von Würtzburg, die lange Zeit über einen Halsgerichtsbezirk – die Zent Mitwitz – verfügten. Auch weitere, überwiegend der fränkischen Reichsritterschaft zugehörige Adelsgeschlechter übten im heutigen Landkreisgebiet grund-, lehens- und gerichtsherrliche Rechte aus – so etwa im Süden die von Redwitz und die von Künsberg.


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Das Wasserschloss Mitwitz stellt die bedeutendste Wasserburganlage in Oberfranken dar und gehört zu den kulturgeschichtlich interessantesten dieser Art in Franken.


Die Vereinnahmung fränkischer Landstriche durch Bayern jährte sich 2002 zum 200. Mal. So rückten am 10. September 1802 kurpfalz-baierische Truppen zur Übernahme der Regierungsgewalt durch Maximilian IV. auch in Kronach ein. 1806 machte Napoleon, unter dessen Gewaltherrschaft enorme Umwälzungen in Staatswesen und Gesellschaft vonstatten gingen, Station in der Stadt, um von hier aus in die große Doppelschlacht von Jena und Auerstedt zu ziehen. Im Zuge des revolutionär-demokratischen Volksaufstandes von 1848 kam es auch im Kronacher Land zu Unruhen. Bewohner ritterschaftlicher Orte begehrten gegen die Gutsherrschaften auf und forderten die Abschaffung der Feudallasten, zu der es dann auch kam.

Teuschnitz - hier das Rathaus der Stadt - war Sitz eines Bezirksamtes, das 1931 mit dem Kronacher Bezirksamt vereinigt wurde. Das war die Geburtsstunde des Landkreises Kronach.

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Als Geburtsstunde des heutigen Landkreises Kronach gelten die Aufhebung des Bezirksamtes Teuschnitz und seine Vereinigung mit dem Bezirksamt Kronach im Jahre 1931. Dabei wurde im Rahmen der so genannten Staatsvereinfachung der Bezirk Kronach mit seinen bis dahin 63 Gemeinden um 34 Gemeinden des aufgelösten Teuschnitzer Bezirks vergrößert. Ein weitaus gravierenderer Eingriff für die Region war allerdings die gnadenlose Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg. An dessen Ende hatte aus lokaler Sicht zunächst die Okkupation des Landkreises durch amerikanische Kampftruppen zwischen dem 11. und dem 14. April 1945 gestanden. Dabei stand Nordhalben für einen traurigen Höhe- und fast auch Schlusspunkt. Ein einstündiger Beschuss der Gemeinde kostete 13 Menschen das Leben. Allein elf von ihnen befanden sich im Haus Fichteraweg 23. Infolge der Attacke wurden etwa 20 Häuser stark beschädigt oder ein Raub der Flammen. Auch unter den amerikanischen Soldaten forderten die Kampfhandlungen jener Tage Todesopfer. So wurden durch einen Angriff deutscher Kampfflugzeuge bei Weißenbrunn neun GIs getötet. Der US-General Eisenhower richtete sich im Kronacher Kreisamtsblatt vom 11. August 1945 an die Bevölkerung: “Unser Programm, den Nationalsozialismus auszumerzen, ist jetzt weit genug fortgeschritten ... Wir werden Euch helfen, Euer Leben auf demokratischer Grundlage wieder aufzubauen ...”

undefined Erinnerung an ein dunkles Kapitel deutscher und damit auch lokaler Geschichte: Zwischen Gundelsdorf und Knellendorf wurde auf Initiative der Evangelischen Jugend 2002 ein Gedenkstein errichtet, der mahnend auf ein KZ-Außenlager der Jahre 1944/45 hinweist.


Die innerdeutsche Grenzziehung versetzte das Kreisgebiet in eine extreme Randlage und schnitt menschliche, kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen ab. Auf 102 Kilometern Länge trennte der “Eiserne Vorhang” den Landkreis Kronach von seinen Nachbarn in Thüringen. Die Lokalbahn Pressig-Tettau, die die Glas- und Porzellanindustrie im Tettauer Winkel an das Eisenbahnnetz anschloss, musste stillgelegt werden, weil die Bahn die 6,8 Kilometer lange Teilstrecke auf DDR-Gebiet nicht mehr befahren durfte. Ersatzweise wurden die frachtintensiven Unternehmen im so genannten Straßenrollerverkehr bedient, wobei der “Culemeyer” die rohstoffbeladenen Güterwaggons mehrmals täglich vom Bahnhof Steinbach am Wald direkt zu den weiterverarbeitenden Betrieben nach Tettau transportierte.

In der Gedenkstätte Heinersdorf-Welitsch zeigt ein Modell die vormaligen Grenzsicherungsanlagen der DDR zwischen Welitsch (Landkreis Kronach) und Heinersdorf (Landkreis Sonneberg).

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Die 1970er Jahre waren geprägt durch die Landkreis- und die Gemeindegebietsreform. Während erstere nur geringfügige Auswirkungen auf den Landkreis Kronach hatte, brachte letztere erhebliche Eingriffe in die kommunale Gliederungsstruktur des Kronacher Landes mit sich. Die 1970 bestehenden 96 Landkreisgemeinden gingen im wesentlichen noch auf die Gemeindereform der Jahre 1808 bis 1818 zurück. Nunmehr sollten zur Stärkung der Selbstverwaltung neue Maßstäbe gesetzt werden, was zur Schaffung größerer kommunaler Einheiten führte. Somit gingen im Landkreis Kronach zum 1. Mai 1978 18 Gemeinden aus der Gebietsreform hervor. Fünf von ihnen bilden zwei Verwaltungsgemeinschaften.

undefined Freudig begrüßten es die Menschen beidseits der Grenze, dass der "Eiserne Vorhang" mit jeder Öffnung durchlässiger wurde.

Einen grundlegenden Wendepunkt in der Geschichte der Region markierte die Öffnung der innerdeutschen Grenze, die rasch die Wiedervereinigung Deutschlands nach sich zog. Im Landkreis Kronach begann die Grenzöffnung, als am 11. November 1989 über den bereits bestehenden Bahnübergang Probstzella/Ludwigsstadt Tausende von DDR-Bürgern einreisten. Dort am Falkenstein, der genau die Hälfte der 600 Bahnkilometer zwischen München und Berlin markiert, wurde einen Tag später auch der erste Straßenübergang von Thüringen in den Landkreis eröffnet. Besonders beeindruckend gestaltete sich das Grenzöffnungsszenario am 19. November 1989 zwischen Welitsch (Landkreis Kronach) und Heinersdorf (Landkreis Sonneberg), wo “Macht das Tor auf!” rufende Sprechchöre und Marschmusik spielende Musikanten die Volkspolizei dazu bewegen konnten, das bis dahin unüberwindliche Grenztor schließlich zu öffnen.

Bernd Graf

Bei so manchem Event auf der Landesgartenschau 2002 in Kronach gab es eine vollbesetzte Seebühne.

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