Themenvielfalt im neuen Heimatbuch des Landkreises Kronach

11. Februar 2022 : In der Schriftenreihe der heimatkundlichen Jahrbücher des Landkreises Kronach hat die Kreisheimatpflege den 30. Band herausgegeben.

Der Inhalt des neuen Heimatbuches lässt sich als reichhaltig und vielfältig umschreiben. Zwischen dem Geleitwort von Landrat Klaus Löffler und dem Schlusswort von Kreisheimatpflege-Leiter Bernd Graf, der wieder die Schriftleitung für das Jahrbuch innehatte, finden sich 40 kürzere und umfangreichere Beiträge zu recht unterschiedlichen Themen. Mehr als 330 Abbildungen bereichern die Texte und die Gestaltung der Publikation, deren Gesamtherstellung Frank de la Porte in Küps realisiert hat. Auf den Wesenskern der Jahrbucharbeit eingehend, zitierte Klaus Löffler den französischen Schriftsteller André Malraux: „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.“ Der Landrat dankte anlässlich der Buchvorstellung allen, die zum Gelingen von Band 30 beigetragen hatten.

Durchblättern wir nun die 240 Buchseiten: Dem Adelsgeschlecht von Würtzburg und seinen Mitwitzer Besitzungen widmet Bernd Graf den Eingangsbeitrag, der bis zur Veräußerung des Wasserschlosses durch die Freiherrliche Familie von Cramer-Klett an den Landkreis Kronach reicht. In einem Beitrag zur Konfessionsgeschichte beschreibt Kreisheimatpfleger Dieter Lau Baumarken und liturgische Ausstattungselemente in ritterschaftlichen Patronatskirchen – konkret in Schmölz, Weißenbrunn, Burkersdorf und Burggrub. „Die ‚erwachende Liebe‘, Hopfengärten anzulegen“, lautet der Titel, unter dem Christian Porzelt über den Anbau der Bierzutat in und um Kronach im 19. Jahrhundert berichtet. Die „ersten Kronacher Photographen“, die ab 1860 Zeitdokumente von hohem Wert hinterließen, stellt Gerd Fleischmann vor. Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig widmet sich der Mühlen-Landschaft im Landkreis-Norden und der Nutzung der Wasserkraft im Einzugsbereich der Loquitz um Ludwigsstadt und Lauenstein. Einen interessanten „Mühlen-Dreiklang“ präsentiert Kreisheimatpfleger Dr. Robert Wachter, der mit Mühlen als Treppenhausgemälde einer Kronacher Schule, als Baurelikt oder „lost place“ im Kremnitztal und als reaktiviertes Denkmal namens Effeltermühle aufwartet.

Einblicke in die Pressiger Bahnhofsgeschichte vermittelt Georg Dinkel, der besonders die Namensentwicklung des in Pressig stehenden Bahnhofsgebäudes von „Bahnhof Rothenkirchen“ (1885) zu „Pressig-Rothenkirchen“ (1939) beleuchtet. Dem Wagnerhandwerk und der von Georg Dinkel dokumentierten, bis 1960 bestehenden Stellmacherei von Pressig gilt die nachfolgende Betrachtung. „Volksküche, Werkskantinen, Kochkisten“ ist Anja Weigelts Beitrag zur Verpflegung der Industriearbeiter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Kronach überschrieben. Auch die Stadterweiterung Kaulanger-Ost und die damit verbundenen „Wege aus der Wohnungsnot“ ruft Anja Weigelt in Erinnerung. Den „Kirchenbau zwischen Superinflation, Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus“ untersucht Gerd Fleischmann am Beispiel der Gotteshäuser in Haig, Neuses und Stockheim. Horst Mohr erinnert an die „wundersame Rettung“ der Margarethe Florey vor dem NS-Regime, wobei „hundert beschützte Tage in Wallenfels“ im Mittelpunkt stehen. Anhand einer Strafakte zum Fall eines Lehrers aus Kronach zeigt Franz Kluge die Vorgehensweisen der „abhängigen Sondergerichtsbarkeit im Dienste der NS-Diktatur“ auf.

Bernd Graf stellt Vereinsfahnen als beeindruckende Geschichtszeugen vor und beleuchtet die „unheilvolle NS-Herrschaft“ am Beispiel von Gehülz, Ziegelerden und der Arbeiterbewegung. Den nachfolgenden Beitrag widmet er der „Fernwirkung der Seelacher Höhe“, dem geschützten „Heiligenwäldchen“, dem sagenumwobenen Gießübel und dem alten Gehülzer Hauptort Entmannsdorf. Zwei weitere Beiträge aus Bernd Grafs Feder drehen sich um die ehemalige Zonengrenze, wobei auch die von Adam Stöcklein in Kronach gestifteten „Bürgerwehr-Schießscheiben mit den Zolldienst-Motiven“ als originelle Geschichtszeugnisse gezeigt werden. Martin Weber dokumentiert die Ergebnisse seiner akribischen Recherchen über den „Kleinlichtenhainer Zipfel“ bei Kleintettau – eine Grenzausbuchtung, die deutsche Geschichte geschrieben hat. Robert Wachter hinterfragt, ob die noch in einigen Straßen erhalten gebliebenen Sprengschächte als Relikte des Kalten Krieges denkmalwürdige Geschichtszeugnisse sind.

Nach einem Kurzbeitrag zu Reichenbach und seiner ehemaligen verschieferten Holzkirche berichten Julia Blumenröther, Philipp Schinkel und Alexander Süß über die neuesten Erkenntnisse zur Heunischenburg aufgrund der jüngsten Forschungen. Die Kronacher Dekanin Dr. Ulrike Schorn – eine Expertin in Biblischer Archäologie – befasst sich auf ihre Weise mit der urnenfelderzeitlichen Befestigungsanlage bei Gehülz. Petra Zenkel-Schirmer lässt nacherleben, wie das geschnitzte Relief „Beweinung Christi“ aus der Zeit um 1500, ein lange Zeit kaum bemerktes Kleinod von St. Marien Kehlbach, vor dem Verfall gerettet und restauriert wurde. Unter dem Titel „Kleinostern und Sommerweihnacht“ beleuchtet Bernd Graf heimische Bräuche zu den Fasten- bzw. Passionssonntagen Lätare und Judika sowie zur Sommersonnenwende und zu Johanni. Das kürzlich erneuerte und für den Frieden mahnende Heimkehrer-Kreuz im Hirschfelder „Himmelreich“ dient für Bernd Graf und Siegfried Scheidig zugleich als Aufhänger für die Frage, was hinter den Flurnamen „Himmelreich“ und „Hölle“ in unserer Region steckt. Anhand des Namens der bis 1978 bestehenden Gemeinde Gehülz und des Namens der in diesem Jahr gebildeten Gemeinde Marktrodach ergründet Graf eine eher seltene Besonderheit: „Gemeindename, aber nicht zugleich Ortsname“. Stefan Wickleins Facebook-Seite „Historischer Landkreis Kronach“ ist ein Jahrbuchbeitrag mit fotografischen Kostproben gewidmet.

In den beiden nächsten Beiträgen untersucht Bernd Graf die Bedeutung der volkstümlichen „Raakaddn“ (auch „Rangaschein“ genannt) sowie des Oberfränkischen Wort des Jahres 2020 („Fregge“), dessen Verwendung er nicht nur in der Alltagssprache, sondern unter anderem auch in der heimischen Laienspielszene nachspürt. Es folgt ein Verzeichnis heimatkundlicher Veröffentlichungen der jüngsten Vergangenheit mit ergänzenden Infos der Kreisheimatpflege. Unter dem Titel „Der Bau wechselt, das Kulturerbe bleibt“ beschreibt Robert Wachter am Beispiel von Schulhäusern in Hesselbach, Küps und Neufang die angedachte oder ausgeführte Translozierung (Versetzung) von „Kunst am Bau“. An Wegbereitung, Entstehung und Einweihung des Kronacher Schulzentrums erinnert Altlandrat Dr. Heinz Köhler, bevor Bernd Graf auf das Realität gewordene Studieren am Lucas-Cranach-Campus in der Hochschulstadt Kronach eingeht. Der gleiche Autor schildert facettenreich, wie die Corona-Pandemie vor Ort bis zur Jahrbuch-Drucklegung miterlebt und miterlitten worden ist. Auf die „Landschaft als kommunale Ressource“ und den „Boden unter Standortstress“ geht Dieter Lau ein, bevor Bernd Graf „Notwendigkeit, Konzepte und Maßnahmen“ in Bezug auf Klimaschutz und Waldumbau aufzeigt.

Wo gibt es das neue Heimatbuch?

Zum Aktionsstart stehen für das neue Heimatbuch des Landkreises drei Verkaufsstellen in der Kreisstadt fest, wobei bis auf Weiteres die jeweils geltenden Corona-Regelungen zu berücksichtigen sind: Buchhandlung „LeseZeichen“ (Strauer Straße 15), Kreisbibliothek (Am Schulzentrum 1) sowie Kreiskasse im ersten Stock des Landratsamtes (Güterstraße 18). Möglich ist aber auch eine telefonische Bestellung des Buches (09261/678-449), das dann zusammen mit einer Rechnung versandt wird. Die Bestellung kann auch per E-Mail erfolgen an: monika.kukowski@lra-kc.bayern.de. Das Buch kostet 27,50 Euro, mit Versandgebühr 31 Euro.

Was die nachfolgenden Abbildungen zeigen:

>> Landrat Klaus Löffler präsentierte das neue Heimatbuch der Öffentlichkeit. Nach seinen Worten bringt die Publikation zum Ausdruck, „dass man im bewegten Heute nicht den Ursprung vergessen darf und dass die Verbindung von Tradition und Moderne auch Erfolge für die Zukunft sichern kann“. Links im Bild Kreisheimatpflege-Leiter und Schriftleiter Bernd Graf.
Foto: Monika Kukowski

>> Die Titelseite des neuen Jahrbuchs spiegelt wider, wie das Gestern und das Heute zukunftsweisend in Verbindung stehen. 

>> Auf der Umschlagsrückseite des Buches sind seine vielfältigen Inhalte kurz und knapp aufgelistet.

>> Dem 2020 in das Eigentum des Landkreises übergegangenen Wasserschloss Mitwitz und seiner Herrschaftsgeschichte ist der erste Buchbeitrag gewidmet.
Foto: Bernd Graf

>> Das Holz aus dem „Borkenkäfer-Hotspot“ Frankenwald (hier auf dem Kronacher Bahnhof) ist eines der aktuellen Jahrbuch-Motive.
Foto: Bernd Graf

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Heimatkundliches Jahrbuch Band 30/2022
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