Landkreis Kronach gedenkt Corona-Opfer

18. Juli 2021 : Ein Trauerkranz mit gelben Blumen und blauer Trauerschleife als letzten Gruß, dahinter 96 flackernde rote Lichter vor dem Altarbereich der Kronacher Stadtpfarrkirche St. Johannes - Es war eine innig-bewegende Gedenkfeier für die 96 an oder mit Covid 19 verstorbenen Menschen in unserem Landkreis, zu der am Samstagabend insbesondere alle Betroffenen der Pandemie eingeladen waren.

Der Landkreis Kronach gedachte seiner Corona-Opfer in einer ökumenischen Gedenkfeier. Landrat Klaus Löffler fand ergreifende Worte. Die Berufsfachschule für Musik sorgte für die feinfühlige Umrahmung.

Ein Trauerkranz mit gelben Blumen und blauer Trauerschleife als letzten Gruß, dahinter 96 flackernde rote Lichter vor dem Altarbereich der Kronacher Stadtpfarrkirche St. Johannes - Es war eine innig-bewegende Gedenkfeier für die 96 an oder mit Covid 19 verstorbenen Menschen in unserem Landkreis, zu der am Samstagabend insbesondere alle Betroffenen der Pandemie eingeladen waren.

„Ich halte es für sehr wichtig, dass wir innehalten, um gemeinsam in Würde Abschied zu nehmen von den Verstorbenen in der Zeit der Pandemie - auch von jenen, die nicht dem Virus zum Opfer gefallen sind, aber genauso einsam und ohne Beistand sterben mussten“, verinnerlichte Landrat Klaus Löffler in seiner eindrücklichen Gedenkansprache mit einem Bündel an Gedanken und Gefühlen, Emotionen und Erinnerungen. Wie man an dem Tag der Toten gedenke, wende man sich zugleich auch den Hinterbliebenen zu, die Halt und Trost suchten, sich einsam fühlten und oft nicht wüssten, wie es weitergehen soll.

Die Pandemie-Betroffenheit und Trauer um Opfer mögen zwar individuell verschieden sein. Gleichwohl denke er, dass seine persönlichen Corona-Erfahrungen so ähnlich auch von anderen durchlebt und durchlitten worden seien. Einerseits sei da das stete Bemühen gewesen, als in politischer Verantwortung Stehender nicht nur die immer wieder wechselnden Infektionsschutz-Maßnahmen abzuwägen und umzusetzen, sondern auch alles Menschenmögliche zu tun, um der Bevölkerung Halt und Perspektive zu vermitteln. „Und da war andererseits die Erfahrung des todbringenden Corona-Virus in der eigenen Familie“, meinte der Landrat mit brüchiger Stimme, als er von der Ansteckung seines Vaters berichtete: Tage des Hoffens und Bangens und schließlich der Gewissheit, dass er es nicht mehr schaffen werde. „Keinen Abschied nehmen zu können von einem geliebten Menschen, ihn auf seinem letzten Wegabschnitt nicht begleiten zu können - Das waren furchbare Erlebnisse“, gab er Einblick in sein Seelenleben. Und schließlich die Beisetzung im engsten Familienkreis unter Ausschluss der Dorfgemeinschaft, für die sich sein Vater ein Leben lang im Ehrenamt engagiert hatte.

Das Leid und die Schicksale der Menschen hinter den Corona-Statistiken dürfe man als Gesellschaft keinesfalls verdrängen. In das Gedenken an alle, die die Krise besonders hart getroffen hat, schloss Klaus Löffler dann auch alle mit ein: Die Menschen, die an den Spätfolgen einer Infektion leiden; die seelisch krank wurden vor Einsamkeit und Enge; die Gewalt erlitten; die in wirtschaftliche Not gerieten und um ihre Existenz bangen; die Kinder, die auf Schule und Freunde verzichten mussten und alle jungen Menschen, die in ihrem Start ins Leben ausgebremst wurden. Sie alle trügen außerordentliche Last. Man denke aber auchvoller Dankbarkeit an die Ärzte und Pfleger, die in den zurückliegenden Monaten Tag und Nacht um jedes Leben gekämpft hätten; in Krankenhäusern, Pflegeheimen, in der Seelsorge und Hospizen bis zuletzt für Sterbende da seien sowie an alle anderen, die sich im Kampf gegen die Pandemie und Abmilderung ihrer Folgen ehrenamtlich oder beruflich - oft bis an ihre Belastungsgrenze - engagierten.

„Seit Pandemie-Beginn haben wir erfahren, wie viel Gemeinsinn und Mitgefühl in unserer Gesellschaft stecken“, bekundete der Landrat. Auch wenn diese Kräfte in vielen Fälle erschöpft oder der Erschöpfung nahe seien, solle uns die Feier in der Gewissheit bestärken, füreinander da zu sein; wenngleich man immer noch Abstand halten müsse. Die in Pandemie-Zeiten vielfach erfahrene Mitmenschlichkeit sei ein Lichtblick in dunkler Zeit. „Bleiben wir beieinander und geben wir acht aufeinander“, so sein abschließender Appell.

„Du hast uns mit deiner ehrenden und persönlichen Gedenkrede aus dem Herzen gesprochen“, meinte Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber, der die ökumenische Gedenkstundegemeinsam mit Dekanin Dr. Ulrike Schorn sowie Dekan Dr. Markus Müller leitete. In den Fürbitten eingeschlossen waren auch die Opfer der Flutkatastrophe.  

„Stabat Mater Dolorosa“ („Es stand die Mutter schmerzerfüllt“): So beginnt eine lateinische Dichtung aus dem 13. Jahrhundert - Eine Klage, die den Kreuzestod von Jesus von Nazareth aus der Perspektive seiner Mutter Maria schildert. Mit dem „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi (1710 - 1736) sorgte die Berufsfachschule für Musik Oberfranken für die ergreifende musikalische Umrahmung der Gedenkfeier. Konzentriert und klar gesungen von Charlotte Kühn (Sopran) und Hanna Stickert (Alt) und ebenso intensiv spannungsvoll mitgestaltet durch Wendelin Treutlein an der Orgel gaben sie dem unaussprechlichen Leiden und Leid emotionalen Ausdruck. Die Leitung hatte Helga Kutter. Feinste Kammermusik auf höchstem Niveau bot das Streichquartett. Differenziert und feinfühlig brachten Monika Herr (Violine), die auch die Leitung innehatte, Maria Schöne (Violine), Malina Riehl (Viola) und Richard Kothner (Violoncello) den ersten und dritten Satz von Mozarts Streichquartett G-Dur zum Klingen wie auch den mit Lento überschriebene kurzen Streichquartettsatz „Testament“ von Tigran Mansurjan (geb. 1939).

Mit warmem langhaltendem Applaus bedankten sich die ergriffenen Besucher für das herausragende Musikerlebnis. Was Musik und das gesprochene Wort bewirken kann - Das hatte dieser Abend voller Strahlkraft, der auch via Lifestream verfolgt werden konnte, fühlbar gemacht.

Text und Fotos: Heike Schülein